Was ist eine Marineuhr? Wozu wurden Marineuhren entwickelt? Wann und wie ging die Entwicklung von Marineuhren vor sich?
Marineuhren werden auch als Längenuhren, Schiffsuhren, Schiffschronometer oder Marinechronometer bezeichnet.
Die Positionsbestimmung auf See beschäftigte seit jeher alle Betreiber hochseetauglicher Schiffe. Der Zusammenhang zwischen der Erddrehung und dem Lauf der Zeit war spätestens seit Nikolaus Kopernikus (1473 – 1543) nicht mehr zu leugnen, somit seit damals der Faktor Zeit für die Navigation auf den Meeren eine zentrale Rolle spielt.
Pro Grad Längenunterschied ergibt sich, in Folge der Drehung unseres Planeten um seine eigene Achse, ein Zeitunterschied von exakten vier Minuten. Hat man nun eine genaue Uhr zur Hand, welche beispielsweise mit der Zeit des Nullmeridians (Greenwich) synchronisiert ist, lässt sich auf einem Schiff, zum Zeitpunkt des Mittagsdurchgangs der Sonne durch den Ortsmeridian, die Abweichung der Ortszeit von der Nullmeridianzeit feststellen. Der Mittagsdurchgang der Sonne wird dabei mit einem Sextanten bestimmt. Absolviert also beispielsweise laut Anzeige der auf den Nullmeridian synchronisierten Uhr die Sonne um 12 Uhr und 36 Minuten ihren Mittagsdurchgang durch den Ortsmeridian auf See, so befindet sich dieser und somit die Position des Schiffes neun Grad westlich von Greenwich.
Gewichtsgetriebene Uhren oder Pendeluhren eigneten sich wegen des Seegangs und der Temperaturunterschiede nicht oder nur sehr schlecht für den Einsatz auf Schiffen. Daher bot die britische Regierung im Jahre 1714 den Betrag von 20.000 Pfund für jedes Mittel zur Bestimmung der Längenposition eines Schiffes innerhalb von 30 Seemeilen nach einer sechswöchigen Fahrt. Eine Uhr, die diese Anforderung erfüllte, hätte ihre tägliche Abweichung im Rahmen von maximal drei Sekunden halten müssen. Ein Wert, den damals die besten Pendeluhren an Land nicht erreichten. Der Engländer John Harrison (1693 – 1776) präsentierte den letzten seiner vier selbstkonstruierten Zeitnehmer 1761. Diese Uhr wurde 1762 auf einer Reise nach Jamaica getestet und wies eine tägliche Abweichung von der genauen Zeit von lediglich fünf Sekunden auf. Harrison musste bis 1773 um die Auszahlung des Preisgelds kämpfen. Seine Erfindung, an der er seit 1735 arbeitete, war kompliziert und teuer, jedoch führte sein Erfolg zu weiteren Forschungen durch andere und schließlich zum modernen Marinechronometer.
Das vierte Modell von John Harrison (National Maritime Museum Greenwich)
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Das Metallgehäuse eines modernen Marine- oder Seechronometers ist in kardanischen Ringen aufgehängt, sodass es stets horizontal liegt. Sein Uhrwerk verfügt über eine Chronometerhemmung, erfunden um 1763 von Pierre Le Roy, und einen gleichmäßigen Antrieb mittels Kette und Schnecke. Die ersten, kardanisch aufgehängten Schiffsuhren entstanden bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts.
Marinechronometer, A. Lange & Söhne Glashütte, 1948
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Die später aufgekommenen, kleinen Marinetaschenuhren dienten dazu, an unterschiedlichen Positionen auf einem Schiff nautische Beobachtungen und Messungen durchzuführen. Auch wurden mithilfe dieser sehr genau gehenden Taschenuhren die exakten Zeitangaben der stationären Zeitmessstellen der jeweiligen Häfen auf die fest installierten Schiffschronometer an Bord übertragen. In Deutschland wurden die Vorgaben für die Gestaltung dieser Uhren, vom Zifferblatt über die Zeiger bis hin zum Gehäuse, von der Deutschen Seewarte in Hamburg festgelegt und überprüft. Diese 1887 gegründete Institution testete auch die Ganggenauigkeit und Widerstandsfähigkeit der verwendeten Uhrwerke. Heutige Marineuhren, meist Armbanduhren, beziehen sich häufig auf die einst von der Deutschen Seewarte in Hamburg vorgegebene historische Gestaltung. So auch die Marineuhren von LACO 1925. Anders als die Modelle der 1940er-Jahre, werden die aktuellen Marineuhren, so auch die von LACO, mit ausschließlich inaktiver, also nicht radioaktiver, Leuchtfarbe auf Zeigern und Ziffern ausgestattet, sodass ein lang anhaltender Nachleuchteffekt gegeben ist.
LACO Marineuhr Cuxhaven aus aktueller Produktion
Siehe auch unter CHRONOMETERHEMMUNG, KETTE UND SCHNECKE; LE ROY, PIERRE; WELTZEIT bzw. ZEIT