Superluminova ist eine nicht radioaktive Leuchtfarbe, die von der Uhrenindustrie für Leuchtzeiger, Leuchtziffern bzw. Leuchtindizes verwendet wird.
Der Wunsch, eine Armbanduhr auch bei Dunkelheit ablesen zu können, tauchte zunächst einmal während des ersten Weltkriegs auf und wurde seitens verschiedener Militärs geäußert. Da damals die Risiken im Zusammenhang mit der Radioaktivität noch weitgehend unbekannt waren, entwickelte die Schweizer Uhrenindustrie Leuchtfarben auf Basis radioaktiver Substanzen, da nur bestimmte Stoffe eine Lumineszenz aufweisen.
Unter Lumineszenz wird die Eigenschaft eines Stoffs, Energie in unterschiedlicher Form aufzunehmen und in Licht umzuwandeln, ohne dass der betreffende Stoff durch Erhitzen zum Glühen gebracht werden muss, verstanden. Die bei der Energieaufnahme aktivierten Atome des betreffenden Materials kehren erst mit einer gewissen Verzögerung in ihren Grundzustand zurück und strahlen dabei Licht ab. In diesem Fall wird von Phosphoreszenz, bei der Licht gewissermaßen gespeichert wird, gesprochen. Kehren die Elemente eines Stoffs augenblicklich in ihren Grundzustand zurück, tritt der Speichereffekt nicht auf. Solche fluoreszierenden Stoffe werden eingesetzt, wenn Gegenstände Licht reflektieren sollen.
Werbesujet aus dem Jahr 1921 für „Undark“, ein Produkt der Radium Luminous Material Corp.© Wikimedia/Struthious Bandersnatch, aus „The American Magazine“ 1921, „The Story of a Great Engineer“, Google Books (1921-08), (gemeinfrei)
Da die Gefahren, die von radioaktiven Substanzen ausgehen, im Laufe der Zeit zumindest teilweise bekannt wurden, sprach die „International Commission on Radiological Protection“ 1928 erste Empfehlungen in dieser Hinsicht aus.
Nach den Erfahrungen, die der zweite Weltkrieg mit sich brachte, stellte die Schweizer Uhrenindustrie eine eigene Norm auf, die dazu beitragen sollte, dass ein Träger einer mit Leuchtziffern bzw. Zeigern ausgestatteten Uhr sich keiner diesbezüglichen Gefahr aussetzte. Das bis in die 1950er-Jahre für Leuchtfarben verwendete Radium wurde in Folge durch Strontium ersetzt, dessen Verwendung für Armbanduhren aber mittlerweile verboten ist. Ab Mitte der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts kam dann vorwiegend das weit harmlosere Tritium als Beimischung zu Leuchtfarben zum Einsatz. Da die Tritium-Strahlung nicht durch das Uhrglas bzw. das Uhrgehäuse nach außen dringt, stellt eine so ausgestattete Uhr kein Risiko für den Träger dar. Tritium zerfällt allerdings mit einer Halbwertszeit von 12,3 Jahren.
Ziffern, Indizes und Zeiger dieser Laco Bielefeld sind mit Superluminova C3, das keine Radioaktivität aufweist, belegt.© Laco Uhrenmanufaktur GmbH
Luminova, ein Markenname, steht für anorganische Nachleuchtpigmente, die als Alternative zu den radioaktiven, phosphoreszierenden Substanzen entwickelt wurden. Da das Patent für diese Nachleuchtpigmente seit 1994 bei der japanischen Firma Nemoto & Co. Ltd. liegt, der Leuchtstoff jedoch vorher schon von der Schweizer Firma RC Tritec Ltd. unter dem Namen SuperLite gefertigt wurde, gründeten beide Firmen 1998 in der Schweiz ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen LumiNova AG. Anders als die früher eingesetzten Leuchtfarben weisen die Luminova-Pigmente keine Radioaktivität auf. Die Luminova-Kristalle besitzen die Eigenschaft der Phosphoreszenz, weil in ihr Kristall eingebrachte Fremdatome als Anregungszentren fungieren. Die Elektronen dieser Zentren werden durch Anregung mittels Tages- oder Kunstlicht auf ein höheres Energieniveau gehoben, um danach mit einer gewissen Verzögerung allmählich wieder in den Grundzustand zurückzufallen, wobei Energie in Form sichtbaren Lichts abgegeben wird. Die Leuchtdauer nimmt mit der Dauer der Lichteinwirkung zu, wobei aber diese Aufladung begrenzt ist. Leuchtintensität und Dauer können durch Materialmischung dem Einsatzzweck angepasst werden. Neben seltenen Schwermetallen, die als Ko-Aktivatoren dienen, bestehen die Luminova-Pigmente aus mit Europium dotiertem Strontiumaluminat. Die Pigmente erfahren während der Aufladung bzw. des Nachleuchtens keine chemische Veränderung, sodass ihre spezifische Eigenschaft theoretisch unbegrenzt erhalten bleibt.
Superluminova ist eine Weiterentwicklung des Luminova und wird von der Uhrenindustrie für die Herstellung von nachleuchtenden Zeigern, Ziffern und Zifferblättern verwendet. Superluminova gibt es in verschiedenen Ausführungen, wobei Superluminova C3 die größte Helligkeit beim Nachleuchten aufweist.
Siehe auch unter FLIEGERUHREN bzw. ZIFFERBLATT